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Auftakt zum «Szenenwechsel»: Online ist das Festival so visionär und abstrakt wie eine Stimme vom Mars

So war man doppelt froh über die substanziellste Neuerung dieses «Szenenwechsel», nämlich den Einbezug von Diskussionsrunden zwischen den Konzerten. Selbst beim ersten Programmpaket «Re-Work» blieb man noch ganz sich selbst überlassen: Mikalai Semiankou, Violine, Mara Lobo, Violoncello, und Maria Anikina, Klavier, steigerten die Spätfassung von Johannes Brahms' Klaviertrio in H-Dur zu schwelgerischem, ja hymnischem Wohlklang, ohne die Kanten ganz wegzuglätten. Ja, auch die gespenstische Atmosphäre, die einem solchen Onlineauftritt ohne Livepublikum anhaftet, spukte hier romantisch-visionär herum.

Wie Brahms selber Kanten und Brüche bei der Umarbeitung der frühen Fassung seines Klaviertrios abgemildert hatte, erfuhr man in der anschliessenden – ebenfalls aufgezeichneten – Diskussionsrunde. Wenn die Moderatorin Christine Fischer im Zoom-Meeting die Experten begrüsste (neben Baldassare als Gast Janina Klassen sowie die Dozenten Benjamin Moser und Philipp Teriete), stellte sich fast Liveatmosphäre ein. Und obwohl die Diskussion – ohne Hörbeispiele – etwas akademisch geführt wurde, war sie eine interessante und gute Hörhilfe für die anschliessende Aufführung der Frühfassung des Trios.